Unsere Lernlandschaft

Konzeption der Lernlandschaft am Marianum

Wir gehen davon aus, dass wir heute junge Menschen auf ein Leben in einer Welt vorbereiten müssen, von der noch niemand eine Vorstellung hat, wie diese zukünftig aussehen könnte. Daraus ergibt sich die Haltung, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern Instrumente mit auf den Weg geben müssen, welche sie befähigen, sich in einer sich stetig und immer schneller ändernden Welt zurecht zu finden.

Diese Haltung soll in der Konzeption des SGs am Marianum u.a. auch durch die Lernlandschaft realisiert werden. In dem eigens dafür vorgesehenen Raum hat jede/r Schüler/in über das gesamte Schuljahr hinweg einen eigenen festen Arbeitsplatz.

Die Lernlandschaft bietet eine von Wertschätzung, Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung geprägte anregende Lernumgebung für jeden und ermöglicht durch eine Vielzahl von Materialien und Lernarrangements individuelle Lernwege. Unterschiedliche Bildungsziele und Kompetenzen erfordern eine angemessene Balance von Instruktion und Konstruktion, einem angemessenen Wechsel von eher lehrer- und eher schülergelenkten Phasen des Unterrichts. Schüler und Schülerinnen sollen durch die Lernlandschaft dazu ermuntert werden, möglichst selbst- und eigenständig zu arbeiten, aber auch ko-konstruktiv zu zweit oder in Gruppen zu lernen. Wichtig ist hierbei die Förderung der Eigenverantwortung für das eigene Lernen und der Mitverantwortung für das gemeinsame Lernen.
Jede/r Schüler/in ist verschieden, er/sie hat eigene Stärken und Schwächen und lernt damit ganz unterschiedlich. Dieser Unterschiedlichkeit trägt die Lernlandschaft Rechnung. Das Lernen orientiert sich dabei

  • am individuellen Lernstand
  • am individuellen Lerntempo
  • an den individuellen Interessenschwerpunkten
  • und an der Herausforderung eigen- und selbstständigen Lernens.

Benötigen Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten zunächst noch prägnante Strukturen, eine klare Führung, ein kognitives Gerüst und oftmals kurzschrittige Hilfen, Anregungen und Rückmeldungen (angeleitete Lerner), so brauchen begabte, lern- und leistungsstarke Schüler stattdessen größere Freiräume für das Lernen und vielfältige Impulse zur Vertiefung und Differenzierung der Inhalte (eigenständige Lerner).

Die Selbsttätigkeit beim Lernen unterstützt nicht nur Nachhaltigkeit von Inhalten, sondern lässt Schüler, die im Rahmen individueller Lernarrangements wie der Lernlandschaft als lernende Subjekte agieren, im weitaus stärkerem Maße unmittelbar Verantwortung für den eigenen Lernprozess übernehmen. Dies ist gerade für den weiteren Lernweg nach dem Abitur – z.B. im Studium oder Beruf – von zentraler Bedeutung.

Die Lernlandschaft bietet angemessenen Raum, ausreichend Zeit, vielfältiges Material und mindestens eine Lehrperson als Lernbegleiter bzw. Lernbegleiterin.

Konzeption der Lernlandschaft

Raum – Material – Lehrperson – Zeit

Lernen braucht Raum:

Die Lernlandschaft bietet eine respektvolle und ruhige Lernumgebung (Flüsterkultur) für selbstständiges und gemeinschaftliches (im Klassenzimmer, auf dem Flur) Lernen. Als Basis für das individuelle Lernen hat jeder Schüler das gesamte Schuljahr über einen zusätzlichen eigenen Arbeitsplatz mit der Möglichkeit, diesen auch persönlich zu gestalten. Dieser Platz kann in Ausnahmefällen auch mit einem Schüler aus einer anderen Kursstufe geteilt werden.

Klassenräume und Flure außerhalb der Lernlandschaft ermöglichen parallel Kooperation, Co-Konstruktion und Lernpartnerschaften zwischen Schülerinnen und Schülern - voneinander und miteinander lernen.

Lernen braucht Materialien:

In der Lernlandschaft verlagert sich der Aktivitätsschwerpunkt von der Lehrperson zu den Lernenden hin. Eine wichtige Aufgabe der Lehrperson ist dabei, die Lernmaterialien entsprechend vorzubereiten, zu strukturieren und bereitzustellen. Die Lernaufgaben sollen auf Problemlösung zielendes Lernen anstoßen und unterschiedliche Lernformen und Aneignungsformen ermöglichen. Die Materialien müssen dazu angemessene Problemstellungen beinhalten, die Lösungskompetenz der SchülerInnen fördern und sinnhaftes Tun und Lernen begünstigen sowie die Motivation und die Neugierde der Lernenden wecken.

Lernen braucht Pädagoginnen/Pädagogen:

Die Lehrperson ist in der Lernlandschaft Lernberater oder Coach. In den ausgewiesenen Lernlandschaftszeiten ist zur Lernunterstützung und -begleitung der SchülerInnen immer mindestens eine Lehrperson in der LL anwesend. Unterstützendes Lern-Coaching in der Lernlandschaft heißt: das eigenaktive Lernen der SchülerInnen initiieren, begleiten und sichern. Eigenständiges Lernen muss gelernt und geübt werden. Den SchülerInnen bei der Erreichung dieses Zieles zu helfen, ist eine wichtige Aufgabe der Pädagoginnen/Pädagogen innerhalb der Lernlandschaft. Dabei ist auf einen fehlerfreundlichen Umgang, die Hilfe zur Selbsthilfe und kollektive (Regeln – s.u.) wie individuelle Verbindlichkeiten (Abmachungen) zu achten. Gerade in der Lernlandschaft (z.B. bei fachfremden Fragen) kann der Lehrer selbst zum Lernenden werden, und lernende Schüler können so zu ihren eigenen Lehrpersonen werden.

Das Lernen in der Lernlandschaft wird über das regelmäßige, individuelle Coaching (6 x pro Jahr) zusätzlich ergänzt und erweitert (siehe hierzu Konzeption: Coaching).

Lernen braucht Zeit:

Das Lernen im eigenen Tempo mit ausreichend zur Verfügung stehender Zeit ist zentral, um sich mit den Themen individuell auseinander zu setzen. Zeit und Muße sind die Grundbedingungen für nachhaltiges Lernen. So wechseln sich im Konzept der Lernlandschaft die unterrichtlichen Impulse im Klassenzimmer und das eigenständige Arbeiten in einem bestimmten Rhythmus ab. Input- und Lernlandschaftszeiten sind hierzu verblockt und umfassen i.d.R. ganze Tage.

Ziele der Lernlandschaft

Förderung

  • der Sozial-und Selbstqualifikationen
  • Teamfähigkeit
  • Flexibilität in der Eigen- und Gruppenarbeit
  • Informationen bewerten können
  • selbstständiges Denken und Handeln
  • Ausdauer
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Prioritäten setzen können
  • Zeiten einteilen

Mit den SchülerInnen entwickelte Regeln für die Lernlandschaft

LL – Regeln

Individueller Lernplan:

Jede Schülerin/jeder Schüler erstellt einen individuellen Arbeitsplan für den jeweiligen Tag/Woche/Monat und dokumentiert dies.

Dieser Arbeitsplan/dieses Studienbuch dient auch als mögliche Gesprächsgrundlage im Coaching und sollte zum Coachingtermin bereitgehalten werden.

Ruhige Atmosphäre:

Kurze Anfragen können in Flüsterkultur geklärt werden, für längere Erklärungen gehen die Beteiligten aus dem LL-Raum. Längere Abwesenheit von Lernlandschaft und Instruktionsbereich ist zu dokumentieren (z.B. Anschrieb an Tafel im Klassenraum).

Lehrpersonen:

Sind in der LL anwesend und unterstützen alle Schülerinnen und Schülern in inhaltlichen Fragen sowie auch bei der persönlichen Lernplangestaltung; auch organisatorische Fragen (längerfristiger Lernraumwechsel etc.) werden in Absprache mit den Lehrpersonen geklärt.

Pausen:

Sind wichtig für die Leistungsfähigkeit und sollen bewusst bzw. regelmäßig individuell (Ausnahme Mittagspause) in den Arbeitsplan (Tages-/Wochenplan) eingebaut werden; die Pausen finden außerhalb der LL-Raum (hier kein Essen oder Trinken; Ausnahme: Wasser) im Klassenraum, Mensa und Außenbereich statt.

Beginn und Ende der LL:

Die LL beginnt gemeinsam im Klassenzimmer und endet (15 Min. vor Schluss) gemeinsam im Lernlandschaftsraum; die Gruppe bekommt Gelegenheit sowohl ihre Pläne, als auch ihre Lernerfolge und Strategien zu reflektieren.

Material:

Das Material steht nach Fächern geordnet allen Schülerinnen und Schülern in der LL zur Verfügung; es ist wichtiger Bestandteil der Lernlandschaft und muss im LL-Raum verbleiben.

Einzel- und Gruppenarbeit:

Einzelarbeit findet in der Lernlandschaft statt und Gruppenarbeit im Flur des DG und des 2. OG plus Rückzugraum RS (mit Vermerk über die Dauer an der Tafel des Klassenraums).